Wir freuen uns, eine Doppelausstellung mit Gemälden von André Butzer und Jinn Bronwen Lee in der Bleibtreustraße 15/16 in Berlin anzukündigen. Die Ausstellung findet parallel zu Kirschmichel statt, einer Einzelausstellung von André Butzer in der Goethestraße 2/3.
Die Gemälde von Jinn Bronwen Lee funktionieren wie optische Transistoren – Maschinen, versuchsweise konstruiert, dasjenige zu verstärken, was man nicht sehen kann. Die licht texturierten Oberflächen ähneln Okularen, die wie ein Katarakt oftmals verhüllt und beunruhigend scheinen. Lees Bilder befinden sich in einem transitorischen Zustand des Dazwischen, inmitten von Trübung und Klarheit, wie ein Prisma. Sie weisen einen anderen Weg zu Sehen und leiten die Betrachtung auf unkartiertes Gebiet. Samuel Beckett paraphrasierend, betont Lee, dass „das grundlegende Ziel eines Künstlers darin besteht, eine Form zu finden, die das ‚Durcheinander‘ (= das Leben) beherbergt“. Malerei ist für sie ein Gefäß, das existenzielle Prozesse in sich fasst und fermentiert. Derartige Prozesse erinnern an einen langsam brennenden Scheiterhaufen, denn Gemälde durchlaufen mit der Zeit physikalische, räumliche und chemische Veränderungen, bis sie schließlich ihre endliche Form erreichen – sie brennen, sie erneuern sich und werden entsprechend beurteilt.
Zwei Gemälde von André Butzer treten in lebhaften Austausch mit Jinn Bronwen Lees mysteriösen Leinwänden. Seine Malerei ist von vergleichbaren philosophischen und literarischen Gedanken durchdrungen. Die Frau, der Wanderer und der Friedens-Siemens – Butzers sich beständig wandelnde Charaktere – deuten auf gegensätzliche Kräfte wie Einsamkeit und Gemeinschaft, Fremdes und Vertrautes, Leben und Tod. In Einfachheit und Fülle vereinen Butzers Figuren die sie umgebenden Farbräume in sich und bringen einen koloristischen Gleichklang hervor, in dem all dies als ein Ganzes zur Erscheinung kommt.
Jinn Bronwen Lee (*1984, Südkorea) lebt in Berlin. Ihre Werke wurden in institutionellen Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. im Logan Center for the Arts / University of Chicago (2022 und 2014), im Salon Dahlmann / Miettinen Collection, Berlin (2016) und der American Academy in Rom (2016).
André Butzer (*1973, Stuttgart), lebt in Berlin-Wannsee. Einzelausstellungen seiner Werke fanden in zahlreichen internationalen Institutionen statt, darunter Friedrichs Foundation, Weidingen (2022); YUZ Museum, Shanghai, und Museum of the Light, Hokuto (beide 2020); IKOB Musée d’Art Contemporain, Eupen (2018); Växjö Konsthall, Växjö (2017); Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt, und Neue Galerie Gladbeck (beide 2016); Kunstverein Reutlingen (2015); Künstlerhaus – Halle für Kunst und Medien, Graz (2014); Kestnergesellschaft, Hannover, und Kunsthistorisches Museum / Theseustempel, Wien (beide 2011); Kunsthalle Nürnberg (2009); Kunstverein Ulm (2005) und Kunstverein Heilbronn (2004).
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