Die Galerie Max Hetzler zeigt frühe Arbeiten auf Papier von Richard Phillips in den Galerieräumen in der Zimmerstraße.
Das Werk von Richard Phillips reflektiert Bilder, die von Massenmedien produziert werden. So auch die 29 ausgestellten Zeichnungen aus den Jahren 1993 und 1994: In der amerikanischen Gesellschaft nahm ein Boom öffentlichen Bekennens seinen Anfang, der in den Talkshows und der Sensationspresse Berichte von Kindesmissbrauch, häuslicher Gewalt, Inzest, Alkoholismus und Drogenabhängigkeiten zutage brachte, während die Medien gleichzeitig konservative Familienvorstellungen, zur Schau gestellten Reichtum, Celebrities und Models im „heroin chic“ propagierten.
Phillips wurde in dieser Zeit auf das Werk von Albert Oehlen aufmerksam, den er als Katalysator für das Entstehen der Zeichnungen beschreibt. Seine Motive fand Phillips in sensationslüsternen Fotos aus Zeitungen und Magazinen, die von einem bei lebendigem Leibe angezündeten Obdachlosen erzählen, eine wie aus dem Ei gepellte High Society Gesellschaft auf ihrer Segelyacht oder eine perfekte gesunde amerikanische Familie beim Frühstück zeigen. Phillips eignet sich diese Bilder auf eine aggressive Art und Weise an – die makellosen Reichen auf der Yacht pinkeln ins Wasser, das Frühstück der Bilderbuchfamilie aus der Werbung besteht nicht aus dem angepriesenen Müsli, sondern aus Martini, Zigaretten und Drogen, und das Kind nimmt eine Waffe mit in die Schule. „Ich sah jedes Bild als einen unvollendeten Satz an, den ich auf bösartige Art und Weise beenden musste.“ (Phillips).
Doch nicht nur Phillips’ eigene, nicht gerade rosige Situation in dieser Zeit spiegeln die Zeichnungen wider, sondern vor allem eine heftige Gesellschafts- und Medienkritik. Ein Jahr später entstanden die ersten Ölgemälde, für die er heute bekannt ist – die Vorlagen dafür stammen aus Mode- und Pornozeitschriften aus den 60er und 70er Jahren. In den Gemälden wird der kritische Kontext auf ebenso extreme Art und Weise mit anderen malerischen Mitteln thematisiert. Der ironische Kommentar auf Bilder aus den Massenmedien hat in diesen verstörenden Zeichnungen seinen Anfang gefunden.
Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Essay von Linda Yablonsky.
Der Künstler ist 1963 geboren und lebt und arbeitet in New York. Dies ist die dritte Einzelausstellung von Richard Phillips in der Galerie Max Hetzler. Soloausstellungen fanden u. a. in Le Consortium, Dijon, dem Kunstverein Hamburg und der Kunsthalle Zürich statt. Des Weiteren nahm er an verschiedenen Gruppenausstellungen teil, u. a. im Van Abbemuseum, Eindhoven; den Deichtorhallen, Hamburg; P.S.1 – Contemporary Art Center, Long Island City; Liverpool Biennial; Contemporary Arts Center, New Orleans und dem Whitney Museum of American Art, New York.