Eröffnung: 27. April, 18-21 Uhr
Wir freuen uns, Sie auf unsere Ausstellung mit neuen Skulpturen der britischen Künstlerin Rebecca Warren aufmerksam zu machen.
Im Mittelpunkt stehen sieben überlebensgroße, handbemalte totemhafte Bronzefiguren ähnlich einer Werkgruppe von mit Gold patinierten Skulpturen, die Warren 2010 im Art Institute of Chicago gezeigt hat. Außerdem ist neben drei Vitrinen, die entlang einer Wand aufgebaut sind, eine Skulptur aus rohem und unbearbeitetem Ton ausgestellt.
Warrens Arbeiten bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, von amorpher bis deutlich wiedererkennbarer Gestalt. Ihre Skulpturen wirken zerbrechlich als auch skurril, und zeichnen sich in der Darstellung weiblicher Formen durch aggressive Komik aus. Warren nimmt sich für ihre Ton- und Bronze-Arbeiten oft Besonderheiten aus der Formensprache verschiedener Bildhauer zum Vorbild, die bei Rodins Monumentalität ansetzt und über Giacomettis Grazilität bis zu de Koonings' und Degas' Auseinandersetzung mit Erotik reicht. Obgleich Rebecca Warren sich in ihren Arbeiten explizit auf diese berühmten Künstler bezieht, zeichnet sich ihr Werk durch eine unverwechselbare, moderne und komplexe Bildsprache aus.
Die haptische Beziehung zum Material kann insbesondere dadurch beschrieben werden wie Warren den Ton vor dem Bronze-Abguß sichtbar mit der Hand formt, was in der gegenwärtigen Bildhauerei ohnegleichen ist. Obgleich die Produktion einer Bronze gewöhnlich mit einem Positiv aus ungebranntem Ton beginnt, verwendet Warren dieses Rohmaterial auch zur Fertigstellung ihrer fragilen Skulpturen, und erweitert so die Bandbreite des Mediums der Bildhauerei.
Ebenso spannend ist wie die Künstlerin ihre monumentalen Plastiken mit antiheldenhaften Posen in Beziehung setzt. Die fragilen Tonskulpturen hallen in den Bronzeplastiken nach: Das weiche Rohmaterial wird intensiv bearbeitet, dann in Bronze gegossen und im Anschluss in Pastelltönen bemalt. Die von Hand gefertigten Plastiken wirken äußerst filigran.
Eine weitere bedeutende Werkgruppe in Warren's Oeuvre sind ihre Vitrinen. Die hier gezeigten Arbeiten können als moderne Version von Joseph-Beuys-Vitrinen beschrieben werden: Während Beuys erdige Farben bevorzugte, sind für Warren vor allem kühle, blasse, pastose Neonfarben charakteristisch. Zumeist mit flauschigen Puscheln und anderen scheinbar unzusammengehörigen Materialien und Objekten bestückt, zudem absichtlich schlecht konserviert, brechen die Vitrinen mit den Konventionen musealer Präsentationsformen. Wie auch bei ihren Ton- und Bronzeplastiken stellt Warren Normen in Frage, um diese dann lustvoll zu überschreiten.
Dies ist Rebecca Warrens zweite Einzelausstellung in der Galerie Max Hetzler.
Die 1965 geborene Künstlerin lebt und arbeitet in London. Nach ihrem Studium am Goldsmith und Chelsea College wurden ihre Arbeiten durch Einzel- und Gruppenausstellungen in namhaften Institutionen bekannt. 2006 wurde sie für den Turner Prize, London und 2008 für den Vincent Award, Amsterdam nominiert. Weitere Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen und Institutionen: Biennale Venedig (2011); Royal Academy of Arts, London (2010); The Art Institute of Chicago (EA, 2010); The Renaissance Society at The University of Chicago (EA, 2010); Serpentine Gallery, London (EA, 2009); Whitechapel Gallery, London (2009); Barbican Art Gallery, London (2008); Stedelijk Museum, Amsterdam (2008); Palais de Tokyo, Paris (2007); New Museum of Contemporary Art, New York (2007); Tate Triennial, London (2006); Ottawa Art Gallery, Ontario, Kanada (2005); Kunsthalle Zürich (EA, 2004); Kunsthalle Wien (2004); Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach (2004) und Hayward Gallery, London (2004).
Eine Einzelausstellung mit Rebecca Warren im Museum Dhondt-Dhaenens in Gent wird am 15. April 2012 eröffnet.
Kommende Ausstellungen in der Galerie Max Hetzler:
28.07. - 29.07. 2012 Yves Oppenheim, Weidingen/Eifel
08.09. - 13.10. 2012 Mona Hatoum, Galerie Max Hetzler, Berlin