RAPHAELA SIMON

Wir freuen uns, Sie auf Nighthawks, eine Einzelausstellung von Raphaela Simon in der Galerie Max Hetzler, Goethesstraße 2/3 in Berlin aufmerksam machen zu dürfen. Dies ist die fünfte Einzelausstellung der Künstlerin in der Galerie.

Die hier erstmalig gezeigten Werke zeugen von Simons Interesse an der Beziehung zwischen Körperlichkeit und Psyche. Im Gegensatz zum subtilen Minimalismus ihres Frühwerks und zu den vereinfachten Alltagsgegenständen, die einen Großteil ihres Oeuvres prägen, deutet Nighthawks auf eine neue Auseinandersetzung mit existenzielleren Themen hin. In diesen Kompositionen malt Simon Persönlichkeiten und Objekte, die zugleich jenseitig und vertraut, menschlich und mechanoid sind. Mit großen Augen und wachem Blick verkörpern diese nächtlichen Totems eine Vielzahl von Widersprüchen.

Vor monochromen Hintergründen platziert, und in den Vordergrund gerückt, loten diese Nighthawks formale und symbolische Grenzen aus. Sie sind anonymisiert und „entsozialisiert”, wie Simon es ausdrückt, was einen Vergleich mit Hoppers berühmten Gemälde aus dem Jahr 1942 nahelegt. In den Gemälden dominieren blasse Grau-, Violett- und Blautöne, und rufen eine eisige Stimmung hervor, die sich in den unheimlichen Motiven widerspiegelt. Diese Kreaturen sind mit einem skulpturalen Volumen ausgestattet; sie stehen aufrecht, massiv und monumental. Wie antike mesopotamische Votivfiguren scheinen sich die Nachtschwärmer der Bequemlichkeit des Schlafes zu widersetzen. Ihre Augen – die Simon sowohl als weiß glühende Kugeln als auch als tiefschwarze Leere malt – suggerieren einen Zustand der ewigen Schlaflosigkeit.

Hier ist die Nacht ein Ort der Ruhe und der potenziellen Gewalt. In Bett liegt eine Figur eingehüllt unter einer geometrisch gemusterten Decke. An anderer Stelle beschwören Tupfen die  Unschuld von Pyjamas aus der Kindheit. In Eiswürfel ist ein abgetrennter Kopf in einem Eisblock eingefroren, während ein Gebiss in dem treffend betitelten Biss vor einer möglichen Verletzung warnt. Die düster betitelte Besserungsanstalt zeigt drei Figuren, die hinter einer Stahltür gefangen sind, was auf das Scheitern der menschlichen Rehabilitation hindeutet.

Simon’s Interesse an Materialität wird auch in diesem neuen Werk deutlich. Die röhrenförmigen und gepolsterten Objekte verwischen die Grenze zwischen Haut und Stoff, zwischen der kalten Festigkeit von Eis und der weichen Watte einer Bettdecke. „Was bedeutet es, zu nah zu sein?” fragt Simon den Betrachter. „Wenn sich etwas zu sehr aufbläht, kann es platzen”, bemerkt sie. „Es gibt eine unterschwellige Gewalt, die spürbar wird.” In Nighthawks verhandelt Simon die Widersprüche zwischen Unschuld und Brutalität, Flucht und Gefangenschaft, Form und Funktion neu.


Raphaela Simon (*1986, Villingen) lebt und arbeitet in Berlin. Simon studierte bei Peter Doig an der Kunstakademie Düsseldorf und war Mitglied der Klasse von Günther Förg an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit 2016 stellt sie regelmäßig in der Galerie Max Hetzler aus. Die Arbeiten der Künstlerin wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in der Kunsthalle Düsseldorf (2022), im Bonner Kunstverein, Bonn (2022), bei Daimler Contemporary, Berlin (2021), in der Hannah Hoffman Gallery, Los Angeles (2021 und 2016), in der Michael Werner Gallery, London (2019) und bei TRAMPS und Michael Werner Gallery, New York (2017) präsentiert. Simons Werk wird von Mai bis Juli 2023 in einer Einzelausstellung in der Fondazione Giuliani, Rom, zu sehen sein.


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