Wir freuen uns, Sie auf After Ruby Ridge, eine Einzelausstellung mit neuen Werken von Matthew Barney in der Bleibtreustraße 45, Berlin aufmerksam zu machen. Dies ist Barneys erste Einzelpräsentation in der Galerie und seine erste Ausstellung in Berlin seit Barney/Beuys, die 2007 in der Deutschen Guggenheim gezeigt wurde.
Die Ausstellung präsentiert 19 neue Zeichnungen, 2 Skulpturen sowie eine Bronzegravur und ist Teil einer Serie von Projekten, die sich auf Barneys Film Redoubt, einem Werk in Spielfilmlänge von 2018, beziehen. Alle Werke schöpfen aus der visuellen Sprache des Films, der in den abgelegenen Sawtooth Mountains in Idaho spielt und solch weitreichende Themen wie Kosmologie, Amerikanische Grenzmythen und die Rolle künstlerischer Produktion behandelt. Die Ausstellung ist nach Ruby Ridge benannt, dem Ort einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen der Familie eines Separatisten und der Amerikanischen Bundespolizei, einem Vorfall, der in den 1990er Jahren in Nord-Idaho Aufsehen erregte. Der Titel transformiert Barneys Aussage, dass Redoubt das Portrait eines Ortes ist, in all seiner Komplexität, seiner Schönheit und seiner Hässlichkeit.
Barney arbeitet in klaren Serien, die über mehrere Jahre hinweg entwickelt werden, er erschafft Werke, die skulpturale Installationen mit Performance, Video, Skulptur, Druckgraphik und Zeichnung vereinen. Zeichnung spielt eine Hauptrolle in seinem Oeuvre, wobei das Medium sowohl vorbereitend funktioniert, in der Form von Entwürfen in der Planungsphase eines Films oder Ausstellungsprojektes, als auch als ein tragender Pfeiler seiner künstlerischen Ausdruckskraft, der seit Beginn seiner Karriere bis heute große Wichtigkeit hat.
Die gezeigten Zeichnungen kombinieren Bleistift und Gouache auf farbigem Papier in vom Künstler gemachten Polyethylen-Rahmen. Ihre Farbpalette bezieht sich auf die Waldbrände und die Farben des Himmels in der Region in Idaho, wo Redoubt gefilmt wurde. Sie handeln von Begegnungen zwischen Figuren und Landschaften, so wie auch dem technischen Gerät, das zum Vermessen der Landschaft benutzt wird. Barney stellt in gewaltigen Kontrasten zwischen Natur und Technik extreme Landschaften dar, die oft eine ausgeprägte formale Inkongruenz zeigen.
Unter den Papierarbeiten ist eine Serie von Bleistiftzeichnungen auf blassrosa Papier, die nach Ovids mythischen Erzählungen die Metamorphosen Zeichnungen benannt ist. Ovids Themen begleitet oft eine gewaltsame Transformation in einer idyllischen Landschaft. Eine explizit erotische Komponente durchzieht diese Werke, die mit dem Motiv des Künstlers-als-Voyeur Barneys Interesse an der zentralen Frage, ob und wie ein Künstler sein Subjekt besitzt, in den Mittelpunkt rückt.
Neben den Zeichnungen werden zwei neue Skulpturen präsentiert, die die Titel Bore and Bole tragen. Bore, 2021 ist eine monumentale Skulptur, die nach der Form eines verbrannten Baumes modelliert und gegossen wurde, der nach einem Waldbrand in Idaho gefällt wurde. Sie ist aus Messing und Kupfer gemacht - Materialien, die man in Barneys Redoubt Werkzyklus immer wieder findet - und kombiniert mit Polycaprolacton (Thermoplastik) das sich wiederum durch das ganze Werk des Künstlers zieht. Hier wurden das Kupfer und Messing so gegossen, dass sie wie ein kompliziertes Puzzle mit dem Stamm und den Sockeln aus Polycaprolacton zusammen passen. Eine spiralförmige Rille, die sich um die Skulptur windet, erinnert sowohl an das gewundene Muster des Baumes als auch an das Gewinde im Lauf einer Waffe. Aus der Öffnung des Baumes steht ein Laufreiniger hervor, der sich durch das Innere der Gewehr-Form schlängelt. Dieser Gegenstand, der üblicherweise zur Reinigung eines Gewehrlaufes benutzt wird, nimmt hier die Anmutung eines Gastes an, der die Geschichte durch den Wirt in Form des Baumes hindurchzieht.
Bole, 2021 ist die erste Skulptur in Barneys Oeuvre, die vollständig aus Holz gemacht ist. Sie besteht aus dem Originalstamm des in Idaho gefällten Baumes. Das Trauma des verbrannten Waldes ist in der vernarbten Oberfläche des Baumes zu erkennen, wo ausgeschnitzte Wunden und hölzerne Ausflüsse entlang des Stammes Assoziationen an mittelalterliche religiöse Holzskulpturen heraufbeschwören. Dieses Werk vereint traditionelle Schnitzkunst mit digitalen Schnitttechniken und schafft eine Wahlverwandtschaft zwischen dem taktischen Design einer Präzisionswaffe und der barocken Ausdruckskraft einer Heiligenstatue.
Die Ausstellung wird von der Vorführung des Films Redoubt im Kino filmkunst66 in der Bleibtreustraße 12, in direkter Nachbarschaft zur Galerie, begleitet.
Matthew Barney (*1967, San Francisco), lebt und arbeitet in New York. Einzelausstellungen seiner Arbeiten fanden in internationalen Institutionen statt, darunter unter anderem die Hayward Gallery, London (2021); UCCA, Peking und Yale University Art Gallery, New Haven (beide 2019); Astrup Fearnley Museet, Oslo (2016); Museum of Contemporary Art, Los Angeles (2015); Haus der Kunst, München; The Museum of Old and New Art, Tasmania, Australien und Art Gallery of Ontario, Ontario (alle 2014); Fondazione Merz, Turin und Kunsthalle Wien, Wien (beide 2008); Serpentine Gallery, London (2007) und Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2003).
Barney hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Aperto-Preis auf der Biennale von Venedig 1993, den Hugo Boss Award 1996, den Kaiser-Ring-Preis 2007 in Goslar, Deutschland, und den Persistence of Vision Award des San Francisco International Film Festival 2011. Werke von Matthew Barney befinden sich in den Sammlungen bedeutender internationaler Museen, darunter unter anderem das Art Institute of Chicago, Chicago; das Museum of Contemporary Art, Chicago; das Museum of Modern Art, New York; das Solomon R. Guggenheim Museum, New York; das Astrup Fearnley Museet, Oslo; das Centre Georges Pompidou, Paris; die Fondation Louis Vuitton, Paris; das Ludwig Museum, Köln und die Tate, London.
Weitere Ausstellungen und Veranstaltungen:
2. September – 11. Dezember 2021
Raphaela Simon
Bleibtreustraße 15/16, 10623 Berlin
7. September – 11. Dezember 2021
Rebecca Warren
Window Gallery, Goethestraße 2/3, 10623 Berlin
8. September – 11. Dezember 2021
Rudolf Stingel
Schönheitssalon Omm
Kantstraße 139, 10623 Berlin
11. September – 30. Oktober 2021
Louise Bonnet
Bathers
57, rue de Temple, 75004 Paris
17. September – 30. Oktober 2021
Julian Schnabel
Goethestraße 2/3, 10623 Berlin
30. September – 6. November 2021
Günther Förg
Constellations of Colour
41 Dover Street, W1S 4NS, London
Pressekontakt:
Galerie Max Hetzler
Honor Westmacott
honor@maxhetzler.com
Berlin: +49 30 346 497 85-0
www.facebook.com/galeriemaxhetzler
www.instagram.com/galeriemaxhetzler
www.twitter.com/hetzlergallery